Polarlicht vom 11.09.2002

Unverhofft kommt oft
Spechtelnacht und Polarlicht am 11.09.02
kp110902
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Waerend meines Spaetdienstes fiel mir schon am Nachmittag ein ausgesprochen, transparenter Himmel auf. Die Luft war sehr klar, das Himmelsblau war intensiv und die Fernsicht war so gut wie lange nicht. Ich rief bei meinen Astrokumpel Ronald an, der ebenfalls Spaetdienst hatte und wir verabredeten uns fuer 23 Uhr. Bisher spechtelten wir immer in meiner Naehe. Diesmal wollten wir mal einen Platz ausprobieren, den Ronald schon von frueheren Beobachtungen her kannte.

In Richtung Doebberin ging es mehrere hundert Meter auf einem aufgeschuetteten Weg. Wir wussten nicht wo der Weg endete aber da er relativ gut befestigt war und die Kante des benachbarten Acker rapide um mehrere zehn cm abfiel, (ich selbst durfte im Auto diese Kante live erleben), bauten wir unsere Instrumente auf diesem Weg auf.

Was der Himmel schon am Nachmittag versprach, wurde Wirklichkeit. Uns erwartete ein Himmel, wie wir ihn schon seit Monaten nicht mehr sahen. Die Milchstrasse war extrem hell, stark strukturiert und selbst die Raender waren derart ausgefranst, wie ich es bisher noch nicht sehen konnte. Die Luft war klar und trocken, so das selbst nach Stunden kein Tau an den Teleskopen zu bemerken war. Ronald beobachtete mit einem 12,5 Zoll Birkmeier und ich mit meinem 10Zoll GSO Dob.

Highlights dieser Nacht waren die Ansichten u.a. von M33 mit Spiralstruktur, M81 und 82 so hell und klar wie lange nicht. Ein Anblick liess mich aber fast aus den Latschen kippen. Durch Ronalds Birkmaier, mit 7mm Pentaxokular, konnte ich erstmals NGC 891, eine Edge-ongalaxie, klar und deutlich mit Staubband erkennen. Im GSO dagegen war sie nur blickweise zu erahnen.

Wir spechtelten einige Zeit so nach und nach einige Objekte ab, bis wir bemerkten, dass langsam ein Auto den Weg hoch kam. Wir waren einen Moment recht ratlos, da wir keine Fahrzeuge erwarteten und wir ja mitten auf den Weg unsere Teile zu stehen hatten. Mit voller Lichtdroehnung kamen sie an und hielten auf unserer Hoehe. Wir erfuhren waerend eines heftigen Wortgefechts, dass wir es mit den Besitzern des Grundstueckes zu tun hatten. Allerdings wurde es waehrend des Gespraechs immer ruhiger und sachlicher. Wir erfuhren das sie uns fuer Polen hielten und das da schon sehr oft geklaut oder illegal Muell abgeladen wurde. Es entstand eine einstuendige nette Plauderei. Wir zeigten ihnen mehrere Highlights am Himmel und sie waren von unserem Hobby echt angetan. Wir Erfuhren vom Besitzer das er von seiner Terrasse fast jede Nacht, auch bei Wolken ;), den grossen Wagen sieht. Na ja, jedenfalls wurde uns am Ende sorgar eine Einladung ausgesprochen, direkt auf dem Hof beobachten zu duerfen.

Langsam wurde es empfindlich kuehl und erste Gedanken des Aufbruchs keimten auf. Der Himmel war aber so gut, das es schwer fiel, sich von diesem zu trennen. Nachdem nun auch mehrere Sternschnuppen des oefteren am Himmel vorbei huschten, beobachteten wir noch eine Weile baraeugig.

Auf einmal hoerte ich Ronald fluchen. Welcher Bloedmann beamert denn da hinten. Welcher Ort liegt denn da? Ich schaute in diese Richtung. Es war genau im Norden, und ich erkannte mehrere schwache Strahlen, die vom Horizont bis zu den Kastensternen von UMA reichten. Sie veraenderten Position und Aussehen, so das es mir sofort klar war, das es sich hier nicht um einen Diskobaemer oder aehnliches handelte, sondern das wir Zeugen eines kleinen geomagnetischen Sturmes waren und wir ein leichtes Polarlicht sehen konnten. Da ich von den Daten her aber nichts erwartete, hatte ich keine Kamera mit und auch Ronald hatte diesbezueglich nichts bei.

Wir beobachteten dieses Schauspiel noch eine Weile, packten dann aber schnell ein. Ich musste unbedingt die Ursache fuer das PL rausfinden und eventuell spaeter noch ein Paar Bilder schiessen. Wir verabschiedeten uns und fuhren Richtung Heimat.

Im Netz erkannte ich, das die Werte eigentlich niemanden hinterm Ofen vorlocken konnte. Da aber der schnelle Sonnenwind eines *coronale-hole* auf der Erde eintraf, das geomagnetische Feld permanent suedlich ausgerichtet war und das Erdmagnetfeld ja noch vom Ereignis am 07.09.02 gestoert war, passte alles gut zusammen, so das es furr Polarlichtern in unseren Breiten ausreichte. Ich schnappte meine Kameraausruestung und machte gegen 02.00 Uhr noch einige Probebilder. Ich hoffte vielleicht doch noch ein paar fotografische PLs zu erhaschen.

Und tatsaechlich, es hat geklappt. Gluecklicherweise konnte ich das letzte Gluehen noch erwischen. Es war eine phantastische Nacht mit einen kroenenden Abschluss