Dobsonoptimierung

Meine Dobsonoptimierung

Vorgeschichte
Nach vielen erfolgreichen Beobachtungsnaechten mit meinem 6Zoll Newton Tal2-M bekam ich Appetit auf mehr. Es sollte mindestens ein 10Zoll Dobson sein. Weiterhin stellte ich folgende Anforderungen an das neue Teleskop:
1.) Es sollte einen Metalltubus haben
2.) Der Tubus sollte bequem auf die Rueckbank meines Autos passen
3.) Es darf kein Vermoegen kosten
Nach einigen Recherchen im Netz, hoerte ich viel Gutes ueber den 8Zoll GSO Dobson.
Aber wie schon erwaehnt, sollte es ja ein 10Zoll sein und da die Firma Guan Sheng plante einen 10er rauszubringen, war noch etwas Warterei angesagt. Seit Dezember 2000 bin ich nun im Besitz eines solchen Dobson. Nach der ersten Freude trat schnell Ernuechterung ein. Das Lichtsammelvermoegen war schon mal nicht schlecht, allerdings stellte ich einige Maengel fest, die das Haendling enorm erschwerten.

Meine festgestellten Maengel
1.) besonders bei Zenitbeobachtungen wird das Aufsuchen von Objekten durch den 80x50 Sucher zum Kraftakt. Manche Beobachtungsnacht endete mit Kreuzschmerzen. Ein Winkelsucher waere Vorteilhafter. Ich entschied mich fuer eine andere Variante. Mit einem Telrad hatte ich schon am Tal gute Erfahrungen gemacht und habe diese Peileinrichtung nun auch am Dobson.

2.) Die Gleitfaehigkeit in der azimutalen Achse ist besonders schlecht. Ein auffaelliges Anrucken ist nicht nur sehr stoerend, sondern macht eine hoeher Vergroesserung fast unmoeglich. Hier ist dringlichst Handlungsbedarf angesagt.

3.) Nach mehreren Beobachtungsnaechten musste ich feststellen das die bisherige Leichtgaengigkeit im Hoehenlager, besonders bei Zenitbeobachtungen, nicht mehr gegeben war. Eine Feineinstellung ist zwar noch moeglich aber jede Bewegung ist mit einem stoerenden Quietschton verbunden. Ursache dieser peinlichen Ruhestoerung duerfte die unguenstige Anordnung der Teflonpads, gepaart mit daraus resultierender Rauheit der Hoehenlager. Da, dieses Geraeusch besonders bei Beobachtungen mit Freunden recht peinlich ist, ist hier ebenfalls dringlichster Handlungsbedarf angesagt.

4.) Die Tubusinnenlackierung ist zwar nicht die schlechteste aber eine Auskleidung mit Samt oder einen aehnlichen Produkt koennte noch einmal einen Gewinn an Kontrast bringen.

5.) Die Fangspiegelstreben sind werkseitig mit einer Raendelschraube mit Innen und Aussengewinde befaestigt. Im Innengewinde ist die Fangspiegelstrebe angeschraubt und wird am Aussengewinde mit eine Mutter gekontert. Diese Muttern sind sehr heftig angebrummt. Beim Ausbau des Fangspiegel musste ich einen teilweise abgescherten Raendelschraubenkopf feststellen. Hier ist dann ein Anruf beim Haendler angesagt.

6.) Die ersten 10Zoll GSO-Dobson wurden mit Hoehenlager ausgeliefert die nur mit einer zentralen Schraube am Tubus befestigt waren. Bei einen anderen Sternenfreund stellte sich raus, dass sich die Muttern im inneren des Tubus langsam loesten und die Gefahr bestand, dass sie irgendwann auf den Hauptspiegel geschlagen waere.

Meine Verbesserungsversuche.
Optimierung der azim. Achse:
Fuer die Optimierung der azimutalen Achse organisiere ich mir bei Frank Gasparini das noetige Material. Fuer die Unterseite der oberen Platte benoetigt man ein spezielles Schichtmaterial wie *Ebony Star* um die Gleitfahigkeit des Teflons zu erhoehen. Da man diese Material nur sehr schlecht bekommt, habe ich mich fuer ein Alternativmaterial entschieden. Dieses Material hat eine strukturierte Oberflaeche die mit Telflongewebefolie optimal harmoniert. Vor dem Aufkleben des Schichtmaterials muss die Oberflaeche, wo das Material rauf soll, abgeschliffen werden. Danach kann man den Schichtstoff einfach mit Holzleim aufkleben.

Hier eine Ansicht auf das Schichtmaterial der oberen Platte
Beim abschneiden der Kanten des Schichtmaterial sehr vorsichtig vorgehen, da dieses Material recht schnell einreisst.
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Auf der unteren Platte entfernte ich erst mal die drei vorhandenen Teflonplaettchen. Zur Optimierung besorgte ich mir, nach Beratung mit Frank Gasparini, selbstklebende Teflonfolie.
Um die bisherige Hoehe zu ereichen schnitt ich vier gleichgrosse 50x50mm Stuecke aus 3mm PVC Hartschaum und positionierte diese so auf die Unterplatte, dass sie sich direkt unter dem Schichtmaterial befinden und nicht mit den Schrauben, die den Oberbau befestigen, kollidieren.
Ideal sind 65mm vom Rand. Auf die PVC Stuecke habe ich gleich grosse Stuecke von der Teflonfolie raufgeklebt. Dabei traute ich dem Selbst
klebeteil nicht so sehr und nahm noch etwas Pattex zu Hilfe
Unterbau mit den vier Gleitlagern, bestehend aus PVC-Hartschaumstuecken mit Teflongewebefolie beklebt.
Die PVC Stuecke sind mit je zwei Schrauben auf die Unterplatte, mit versenktem Kopf befestigt.
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Das Schichtmaterial harmoniert mit der Teflonfolie sehr gut. der stick-slip Effekt ist fast gaenzlich eliminiert. Selbst bei Beobachtungen im Zenit ist die Nachfuehrung ohne viel Kraftaufwand zu bewaeltigen. Somit sind auch Nachfuehrungen bei hoher Vergroesserungen moeglich.

Optimierung der Hoehenlager:
Wie oben erwaehnt, war das Bewegen des Tubus in der vertikalen Achse immer mit peinlichen Geraeuschen verbunden. Man stelle sich vor, es wird eine alte schlecht geschmierte Tuer geoeffnet.
Wie bei der Unterplatte, beseitigte ich die vorhandenen Teflonplaettchen. Schliff die Stellen an den die neuen hinkommen sollen ab. Ich nutzte fuer die neuen Lager eine andere Position. Nach einen Tipp von Wolfgang Rohr im Diskussionsforum bei http://www.astronomie.de versetzte ich die Lager auf drei und sieben Uhr. Wiederum nutzte ich PVC Hartschaumplaettchen als Grundmaterial. Diese befestige ich diesmal ebenfalls mit Pattex und jeweils einen kleinen Nagel. Hierbei ist zu beachten, dass die Koepfe der Naegel versenkt werden. Auf die PVC-Plaettchen habe ich dann je ein gleichgrosses Stueck Teflonfolie mit Pattaex raufgeklebt. Die vorhandenen Korkteilchen habe ich teilweise weiterbenutzt.

Der Praxistest zeigte allerdings, dass ich mit dieser Optimierung weit uebers Ziel hinausgeschossen bin. Der Tubus war nun so leichtgaengig, dass fuer das Ausbalancieren mein Gegengewichtsmagnet nicht mehr ausreichte. Ein Beobachten mit Barlowlinse war damit nicht mehr moeglich und auch beim Okularwechsel reagierte der Tubus sofort. Das ueble Geraeusch war zwar verschwunden aber so konnte es nicht bleiben. Ich erinnerte mich an einen Tip von Meinolf Vogts bei astronomie.de, der seinen Tubus mit Klebefilz ausbremste. Diese Variante versuchte ich ebenfalls und ersetzte jeweils auf jeder Seite ein Stueck Teflonfolie durch ein Stueck Veloursklebefilz.
Der Effekt der damit erreicht wurde ist nun schon fast als Optimal zu bezeichnen und macht das Beobachten sehr angenehm.

Ansicht von oben auf die Rockerbox. Die sichtbaren blauen Flaechen sind aufgeklebter Bastelfilz, der in diesen Fall als Transportkantenschutz dient. Die Gleitlager sind hier noch mit jeweils zwei Teflonplaettchen zu sehen. Jeweils eins wurde durch Klebefilz ersetzt.
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Optimierung des Tubus:
Sehr oft liest man, dass Hobbyastronomen, besonders die Dobsonauten das innere des Tubus mit Samt auskleiden um damit Streulichteffekte zu minimieren und ein kontrastreicheres Bild im Okular zu erhalten. Auch der Blick in meinen Tubus von vorn ergab, dass der Dunkle Anstrich im inneren nicht recht dunkel erschien und das hier bestimmt noch etwas rauszuholen ist. Allerdings war mir die Sache mit Samt zu umstaendlich.

Ueber schwarzen Bastelfilz hoerte ich, dass dieser fusselt.
Auch hier wurde ich auf Frank Gasparinis Seite fuendig und bestellte mir 2,5 Meter davon. Zum Auskleiden baute ich den Haupt und Fangspiegel aus. Den Fangspiegel koennte man aber zu Not drin lassen muesste dann allerdings die Veloursfolie durch einschneiden der Folie an die Fangspiegelstreben anpassen. Durch den Ausbau des Fangspiegel stellte ich jedoch fest, daß dieser an einer Strebe soweit angebrummt war, das der Raendelkopf der Befestigungsschraube teilweise vom Gewinde abgeschert war.

Weiterhin sollte man vor dem bekleben noch einmal ueberpruefen ob die Muttern der Hoehenlagerbefestigung richtig angezogen sind. Bei Astrofreund Andreas Dehning waren sie so lose, dass sie irgendwann auf den Hauptspiegel gefallen waeren.:-(.
Die beste Methode des einkleben der Folie geschieht am besten mit zwei Personen. Das erleichtert zum einen das Positionieren der Folie und zum anderen ist es nicht so stressig wenn der eine von der einen Seite des Tubus das Papier abzieht und der andere von der anderen Seite die Folie glatt streicht. In weniger als 20 min war das erledigt. Haupt- und Fangspiegel wieder eingebaut, kollimiert und fertig stand ein optimierter Dobson vor mir.

Tubus von Vorn mit eingeklebter Veloursfolie. Leider habe ich kein Bild ohne Folie aber ich denke man kann gut die Dunkelheit im Tubus sehen.
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Hier steht er nun, der Optimierte:-)
Besonderer Dank gilt auch meiner Frau, die nicht nur geduldig meine Unfaehigkeitsflueche;) erduldete, sonder auch fuer ihre aktive Hilfe beim Tubusauskleiden
Achtung: Leider ist die Website meiner damaligen Bezugsquelle nicht mehr Existent :-( Eine Alternative findet Ihr unter http://www.gerd.neumann.net/start.html