Droge nach Entzug

Beobachtungsbericht v. 21.07.01

Geraet: 10 Zoll GSO Dobson
Ort: freies Feld in Lossow bei Frankfurt Oder
Grenzhelligkeit: 5.6 mag
Seeing: 2

Droge nach Entzug

Nach Tagen des Entzugs sind wir nun wieder voll auf Droge und das gleich im Doppelpack hintereinander.

Obwohl der Samstag gar nicht so gut anfing und es den ganzen Tag ueber immer neue Quellwolkenfelder gab, war ich doch sehr optimistisch und glaubte den Wetterberichten, die fuer die Abend und Nachtstunden wolkenfreien Himmel vorhersagten. So trieb ich meine Vorbereitungen voran. Bruno bekam seinen Logenplatz auf der Ruecksitzbank, Karten wurden gedruckt und der Tee war auch schon fertig. Einige Zeit spaeter war der harte Kern der OBSt schon zur Sternenexkursion unterwegs.

Da die Wolkenbaenke in suedoestliche Richtung nicht all zu dick waren und immer wieder groessere Luecken zum Vorschein kamen, entschied ich mich fuer einen Beobachtungsplatz in suedlicher Richtung mit freier guter Horizontsicht nach Osten und Sueden. Dieser Beobachtungsplatz war nun also das Hauptquartier der OBSt.

Gluecklicherweise meinten es die Wolken gut und verzogen sich vollstaendig. Noch dauerte es eine Weile bis die Dunkelheit so weit fortgeschritten war, dass auch schwaechere Sterne zum Vorschein kamen. Gegen 23.30 h setzte ich meinen ersten Blick zum Kometen und konnte ihn recht schnell finden. Auch wenn er nicht mehr so hell ist wie noch vor einiger Zeit, ist er doch eine willkommene Abwechslung am Nachthimmel. Schoen Gross mit deutlicher ovalen Halo, dass man schon fast einen Schweifansatz erahnen konnte.

Zur fortgeschrittenen Zeit trat das Milchstrassenband sehr deutlich hervor und ich schaetzte die Grenzhelligkeit auf ca. 5.6 mag .

Zeit den UHC-Filter raus zupacken. Ich schwenke in die Region des Schwan und peilte mit dem Telrad zwischen Gienah und Zet Cyg und wenig spaeter hatte ich das neblige Halbrund des Cirrusnebel im Okular. Meiner Meinung nach das absolute Paradeobjekt fuer diesen Filter. Ich versuchte auch den Nordamerikanebel zu finden und tatsaechlich konnte ich nach einiger Zeit eine halbrunde Sternenarme Region erkennen, die vom Nebel zum Teil eingeschlossen war. Das musste er sein und die Dunkelregion musste der Golf von Mexiko sein. Wau, hatte ich den nun also auch geknackt.

Da ich nun schon mal im Schwan bin soll nun endlich mal ein Blick auf das huebsche Sternenpaar Albireo folgen. Ich bin echt Platt, so deutlich hatte ich mir den Farbunterschied nicht vorgestellt. Der hellere der beiden im klaren Gelb und der andere im wunderschoenen blau.

Andromeda und Pegasus standen nun schon recht hoch und es wurde Zeit auch mal einige Galaxien aufzusuchen. Nach der Grossen hellen M31 wollte ich noch die Schwaechere M33 beobachten. Diese konnte ich nur als grossen verwaschenen Fleck mit leichter Zentralaufhellung erkenne. Aber auch ihre gute Beobachtungszeit wird noch kommen. Groessenwahnsinnig wie ich manchmal bin, versuchte ich noch Teile des Stephans-Quintett zu knacken. Ausser der benachbarten Galaxie NGC 7331 war aber nichts zu ermeckern.

Beim Anblick der im Osten befindlichen Sternbilder fiel mir ein, dass ich in der letzten Saison mit dem Tal sehr oft zwischen Andromeda und Perseus unterwegs war, um nach NGC 891 zu schauen. Schnell hatte ich die Region angepeilt und war doch sehr erstaunt das auf dem ersten Blick nichts zu finden war. Diese Galaxie benoetigt aber einen richtig dunklen Himmel. Nur mit indirektem Sehen konnte ich dann doch den Hauch eines Nebel erahnen. Langsam war es Zeit einzupacken. Da es mir schwer fiel, mich vom Sternenhimmel loszureissen, packte ich nur ganz gemaechlich ein und setzte immer wieder einen Blick zum Himmel.

Ploetzlich fuhr ein Auto mit Standlicht vor. Da man dieses nur von Sternenfreunden erwartet, da die anderen eher mit Langlicht fahren, war ich doch sehr erstaunt, dass es kein Sternenfreund war, sondern die Kollegen vom Bundesgrenzschutz. Ganz langsam fuhren sie auf meine Hoehe und blieben stehen. Doch es stieg erst mal keiner aus. Hielten die etwa meinen Dobson, der noch draussen stand fuer ne Kanone? Einer nahm dann seinen ganzen Mut zusammen und stieg doch noch aus. *Gespraechsprotokoll * Guten Morgen--- Mooin die Herrn--- Was machen sie da?--- Ich spechtle!---- Spechteln? Was ist das?--- na Sternegucken eben.---- Aha..... Beamter schaut nach oben---- na ja, bietet sich ja auch an.--- Ja is heut nich schlecht----Was kann man denn da alles Sehen?--- Na, ausser Sterne noch ne ganze Menge. ...Nun traute sich auch der zweite Beamte raus und es wurde noch ne ganz nette Blauderei. Ich baute das Telrad noch mal ran und zeigte ihnen den Kometen und die Andromedagalaxie. Beeindruckt gingen sie zurueck zum Auto und fragten mich nur noch ob ich oefters hier stehe. Vielleicht wolln sie ja oefters mal waehrend des Dienstes beobachten kommen :o))

Nach dieser Begegnung konnte ich nun in Ruhe einpacken und dann endlich nach Hause fahren, denn die Muedigkeit kam auch schon langsam hoch.