Polarlichtflucht nach Eckernfoerde

Flucht nach Eckernfoerde

11.04.2001

In den letzten Tagen studierte ich regelmaessig die Diagramme auf den Polarlichtwarnseiten. Auf der Sonne war maechtig was los und es folgte ein Flare dem anderen. Mir war klar, in den naechsten 24h gibts ein Mordsspektakel am Himmel. Meine Hoffnung wuchs, nun auch endliche mal wieder einen brennenden Himmel zu sehen. Diese Hoffnung wurde aber schon im Ansatz, beim Blick auf den oertlichen Wetterbericht zerstoert. Guter Rat war jetzt teuer. Fuer den gesamten Berliner Grossraum war bedeckter Himmel angesagt. Da ich z.Z. etwas Urlaub habe, war mir klar, ich muss aus dieser Gegend raus. Noch einmal schaute ich mir den Wetterbericht an. Fuer den Nordwesten Deutschlands wurde recht ordentliches Wetter voraus gesagt aber kann man dem Glauben schenken? Ich riskierte es und meldete mich telefonisch bei Armin Quante an. Armin hat dann noch schnell seine persoenliche Planung geaendert und die Verabredung stand fest.

Am naechsten Morgen wurde noch schnell die Fotoausruestung und die Filme eingepackt und meine Exkursion zu Armin konnte beginnen. Nach 5 h Fahrt und nachdem ich mich noch zweimal verfahren hatte war mein Ziel erreicht. Da ich Armin bisher nur per Mail oder Telefon kannte war ich doch auf das Kennenlernen gespannt. Und obwohl Fam. Quante selbst im Osterreisevorbereitungsstress stand hatte ich nicht eine Minute das Gefuehl unwillkommen zu sein.

Nach dem Abendessen und einer kurzen Erholungsphase stellten wir mit entzuecken fest, das die letzten Wolken sich langsam verzogen. Gegen 21h fuhren wir dann mit Armins Bulli auf den legendaeren Aschberg. Per Handy wurde noch Winnie und Hoddle, zwei Kieler Sternenfreunde, vom bevorstehenden Ereignis informiert.

Bis zum Ende der Daemmerung war es noch etwas Zeit und wir genossen den nun restlos klaren Himmel und die immer deutlicher erscheinenden Sterne. Oestlich des letzten Daemmerungsstreifen konnten wir eine etwas eigenartige erscheinende Horizontaufhellung erkennen, die mich etwas an einen Dunstschleier erinnerte. Allerdings schwankte dieser hier in seiner Helligkeit. Wir waren uns nun fast sicher, das ist Polarlicht, endlich wieder mal echtes Polarlicht. Eigentlich war es nun Zeit, das auch unsere anderen Mitstreiter aus Kiel hier eintreffen und tatsaechlich kam einige Zeit spaeter ein Auto den Berg hoch. Allerdings fanden wir es fuer Hobbyastronomen schon unwuerdig, den Berg mit voll aufgeblendetem Licht hochzufahren. Dementsprechend fiel auch mein Kommentar aus. Eine kurze Drehung und das Auto fuhr wieder davon. Das waren also nicht unsere Mitstreiter, wir hatten nur ungewollt einen Schmuseplatz blockiert. Pech fuer das Paerchen, waehre bestimmt romantisch geworden, so mit Polarlicht und so. Aber na ja, muessen sie sich halt einen anderen Platz suchen.

Wenig spaeter kam dann ein weiteres Fahrzeug den Berg hoch und dieses hatte gemaessigtes Licht. Das konnten nur die beiden Kieler sein und richtig. Ein kurzes Hallo, und ein wenig einander Vorgestellt, man kannte sich ja auch nur weitlaeufig durch die Listen. Hoddle baute seine Fotoausruestung und Micha packte noch seinen 2 Zoller raus und dann der naechste Griff zum Kofferraum und erst mal ein Pils gekoepft. Dann bewunderten wir noch den Vorbeiflug der ISS. Der sogenannte Dunstschleier am Nordhorizont war immer noch vorhanden. Nur jetzt reichte der Bogen vom Fuhrmann bis zur Leier und oberhalb des ersten Bogen bildete sich ein weiterer. Das Display an Hoddles Diggi-Knipse gab uns Gewissheit, was wir da sahen waren ausgepraegte Polarlichtboegen. Diese gab es bei meinem letzten Polarlicht im Juli 2000 nicht. Ich hatte gerade die restlichen Bilder eines schon angefangenen Films vollgeknipst und war gerade am Filmwechseln als ich nur noch vernahm, Da, Da und da und gucke mal da. Das Feuerwerk begann. Wenn es schon mal schnell gehen muss. Diese Fummelei im dunkeln ist ganz schoen stressig. Der naechste Film war drin und nun hatte ich ein weiteres Problem, was soll ich zu erst fotografieren.

Im Osten ein sehr breiter Strahl, daneben der Himmel intensiv rot, im Norden sehr viele Stahlen die in der Helligkeit variierten und immer laenger wurde und schon bis zum Zenit reichten, im Westen wundeschoene ausgepraegte Strahlen mit leichter Faerbung. Es war fantastisch. Kurz zuvor gaben Hoddles Batterien den Geist auf. Noe, das kann doch nicht war sein, nicht jetzt. Armin half ihm erst mal mit den Batterien aus dem Diktiergeraet aus, aber auch damit war nach drei Bilder Schluss. Frei nach dem Motto, jeden Tag eine gute Tat und gluecklicherweise hatte ich ebenfalls mein Diktiergeraet bei und konnte mit fast frischen Energiespendern aushelfen und diese hielten bis zum Schluss. Auch Armin hatte Probleme mit einer Kamera und musste Umbauen. Zum Glueck hatte er eine zweite bei. Die Auroras Boralis wurden auch immer intensiver. Der Himmel gluehte bis im Zenit purpur rot und die oestlichen und westlichen Strahlen reichten bis weit in den Sueden rein. Das Sternbild Loewe war vollstaendig in einen dickeren aus dem Westen kommenden Strahl eingebettet. Der oestlichste Strahl reichte bis zum Komahaufen. Es gab kaum noch stellen am Himmel die nicht mit Polarlichterscheinungen bedeckt waren. Selbst am Suedhorizont waren Polarlichter zu bemerken. Diese habe ich ebenfalls fotografiert um dies belegen zu koennen. Ebenfalls sehr beeindruckend war ein intensiver Helligkeitsausbruch im Nordosten der das Nordlicht in einer sehr grellen gruengelblichen Farbe erstrahlen lies.

Waehrend der gesamten Zeit konnten wir zwei Koronen beobachten und eine weitere Erscheinung liess uns die Kinnladen runterklappen. Im Zenit tauchten sporadisch Sonnenwindboeen auf. Kreuz und quer kam es immer wieder zu diesen imposanten Lichterscheinung. Voellig aus dem Haeuschen fuehrte ich mich auf wie ein kleiner Schuljunge aber auch die anderen drei hielten nicht hintern Berg. Nach unendlich langer Zeit gingen die Aktivitaeten zurueck und es waren nur noch horizontale Aufhellungen und vereinzelte Streifen zu bemerken.

Da die beiden Kieler frueh raus mussten, war es fuer sie das Zeichen aufzubrechen. Wir anderen beiden harrten noch eine halbe Stunde aus und ich verknipste die letzten Bilder meines dritten Filmes. Danach fuhren wir ebenfalls nach Arminhausen und werteten bei einem Pils unsere Beobachtungen aus, holten noch mal die neuesten Daten und beschlossen noch einmal rauszusehen. Draussen konnten wir dann die naechste Welle bemerken. Diesmal liefen wir zum Strand der Eckenfoerder Bucht. Armin machte noch ein letztes Foto mit hoffentlich spiegelndes Polarlicht im Meer. Diese Welle hielt nicht so lange an und nach ca.5 Minuten beschlossen wir zurueck zu gehen. Es wurde aber auch Zeit, schliesslich wollten wir ja heute noch auf grosse Fahrt gehen, ich nach hause und Armin mit Familie in die Osterferien. Es dauerte noch Stunden bis ich innerlich zur Ruhe kam. So mussten drei Stunden Schlaf reichen um einigermassen fit wieder nach hause zu fahren. Ich bin froh dieses Ereignis nicht verpasst zu haben und bereue keinen einzigsten gefahrenen Kilometer. Auf diesem Wege moechte ich mich noch einmal ganz herzlich bei Armins Familie bedanken, das sie mir dieses Erlebnis ermoeglichten und mir Kost und Logie gewaehrten.