6 Zoll auf Selbstbau-Rockerbox *First Light*

Das First light des Selbstbauteleskopes von Sternenfreund Thomas Schmidt aus Guben, per E-Mail an mich gesand und fuer diese HP dankenswerterweise freigegeben

Endlich habe ich mal ein bisschen Zeit um meine letzte Beobachtung niederzuschreiben. Also wie schon am Telefon gesagt, ging es schon am Nachmittag mit den Vorbereitungen los. Kameras und Optik kontrollieren, Objekte raussuchen und ein halbe Stunde Nachhilfe- unterricht in Astronomie waren angesagt.

Dann Montierung aufstellen am Schlafzimmerfenster, Sonnenfilter anbringen und ein 25mm Okular einstecken. Der erste Blick war natuerlich wie gewohnt eine klare scharfe Sonnenscheibe, die durch den neugebauten Filter noch etwas kontrastreicher und schaerfer wirkte. Viele Sonnenflecken boten sich im Okular, besonders fiel aber eine Gruppe von 3 grossen Flecken und vielen grauen Schattierungen die ich sofort ins Kreuz nahm um sie weiter zu vergroessern. Auch bei einem 6mm Okular war ausnahmweise mal alles noch gestochen scharf, was natuerlich die Beobachtung von nochmehr Strukturen und Einzelheiten ermoeglichte. Da der Motor der Montierung noch nicht eingeschaltet war, wanderte die Gruppe relativ schnell aus dem Blickfeld. Also warum nicht mal den Motor einschalten. Gesagt wie getan. Als erstes die ganz normale Stufe fuer die Erdbewegung und siehe da, sie kam fast zum Stillstand. Da die Bewegung sich zwar verlangsamt hatte aber doch noch eine Wanderung festzustellen war, schaltete ich auf die Stufe 2 fuer Planeten und konnte nun ungestoert meine Gruppe beobachten. Um alles fuer mich und fuer dich festzuhalten nahm ich meinen T2-Adapter und meine Canon und befestigte sie am Okularauszug. Und hier entstand der erste Maengel an der neuen Montierung. Das Teleskop kippte durch das zusaetzliche Gewicht nach unten weg,da die Voreinstellungen ohne Last gemacht wurden. Kurz eine Schraube nachgezogen und alles war wieder in Ordnung und ich denke 3 gute Aufnahmen gemacht zu haben. Da mich das Problem mit der Hoehe nicht in Ruhe liess habe ich bis abends noch an einer Verbesserung gearbeitet, aber der richtige Schritt wird erst mit dem angebrachten 2. Motor eintreten. Wetter: leichte Dunstschleier

Abends gegen 19.00 Uhr baute ich alles auf dem Balkon auf und richtete die Montierung ungefaehr nach Sueden aus. Als erstes Objekt war Saturn an der Reihe. Schon bei kleiner Vergroesserung waren die Ringe deutlich und klar zu erkennen. Ich steigerte die Vergroesserung und Saturn und saturn rueckte naeher, so das ich glaube ein paar Strukturen erkannt zu haben. Ich schaltete jetzt den Motor ein und er hoerte auf aus dem Okular zu wandern. Ich musste vielleicht aller 5 Minuten einmal die Hoehe korrigieren, aber sonst war es schon ein Erfolg gegenueber frueher. Leider war es mir mal wieder nicht gegoehnt die Cassinische Teilung zu beobachten, obwohl nach Guide die Stellung sehr guenstig schien. Als naechstes war dann Jupiter an der Reihe der schon bei kleiner Vergr.. seine Atmosphaere zeigte. Mehrere Baender waren zu erkennen in braeunlicher Faerbung: 2 grosse mit vielen unterschiedlichen Strukturen und kaum erkennbare Baender. Beim Wechsel der Okulare wurde die Detailsicht noch deutlicher, alles zusammen sehr lohnenswert. Bis jetzt noch sehr zufrieden richtete ich mein Teleskop auf M 42 aus und war auch hier ueberrascht ueber die Klarheit des Bildes. Ob es nun an meiner Putzwuetigkeit des Nachmittags lag oder an der Freude endlich mal wieder Amateurastronom zu sein, konnte ich mit meinem 25mm Okular schon viele Einzelheiten erkennen. Mit 12 mm trat das Trapez schon wunderbar getrennt und gestochen scharf hervor, so dass ich zu 6 mm wechselte und diesen Anblick erst mal einige Sekunden genoss. Leider erwiess sich meine 2,3 Barlowlinse als Billigprodukt, da keine Scharfstellung mehr moeglich war (Kunststoff).

Weitere lichtschwache Objekte der Nebelumgebung konnte ich nur durch Koordinatenbestimmung ungefaehr ins Bild bekommen und so gut wie nicht beobachten. Ich gebe aber dafuer den beiden Strassenlampen gegenueber die Schuld, es wird Zeit mal einen Vergleich zu einer dunklen Umgebung zu machen. So es ging jetzt weiter zu M 45, dass sich wunderbar aufloesen liess und durch seine hohe Hoehe sogar etwas von seiner Nebelpracht preisgab. Als letztes wollte ich nochmal zu M 35 in der Naehe von Jupiter schwenken, was ich auch tat. Leider konnte ich hier nur erahnen, ob diese lichtschwache Ansammlung von Sternen das gesuchte Objekt war. Auch beim Veraendern der Vergroesserung aenderte sich daran nichts. Vielleicht auch hier bei anderen Lichtverhaeltnissen mehr Glueck. Es war jetzt schon 22.15 Uhr und der Mond musste bald aufgehen. Da ich bis jetzt noch keine Aufnahmen gemacht hatte, beschloss ich das nachzuholen. Also Kamera angebaut und erst auf die Planeten eingestellt. Ich hatte mir Belichtungszeiten von 2 min vorgenommen, musste aber bald alle photografischen Aktivitaeten abbrechen, da Montierung und Halterung auf jede Bewegung zu empfindlich reagierten. Hauptproblem war dabei, dass meine Fuesse und die Montierung auf ein und derselben nachgebenden Oberflaeche ( Balkonboden) standen. Wenn es sich auch nur um Millimeter handelte, so war ein ruhiger Ablauf so gut wie unmoeglich. Nach diesem Rueckschlag beschloss ich die positive Seite des Abends zu behalten und alles andere als naechste Ziele abzustecken. Der Mond war dann gegen 5.30 Uhr (nach ein paar Stunden Schlaf)an der Reihe, wo sich die guten Beobachtungsergebnisse des Vorabends bestaetigten. Fazit des First Light: Die Montierung und Halterung haben ihren ersten Test gut bestanden. Unbedingt muss die Hoeheneinstellung verbessert werden, dass bedeutet eine geeignete uebersetzungsmoeglichkeit fuer den Motor zu finden. Mit der Optik war ich auch soweit zufrieden, wenn man mal die Qualitaet und das Alter der selben betrachtet. Abschliessend ist noch zu sagen, dass der entscheidene Punkt bei meinem Beobachtungen die Standortwahl ist, so dass ich endlich mal das Teleskop an seinen Grenzen fuehren kann. bis bald und klare Naechte Thomas